Auszug aus der Rede am 11. November 1984 in Kaufering anlässlich der Einweihung des Gedenksteins auf dem ehemaligen KZ-Lager Kaufering III
Inhalt: 0:00 – 3:23: Erlebnisse KZ-Lager Kaufering III / 3:25 – 4:37: Erlebnisse in KZ-Lager Kaufering VI bei TĂĽrkheim.
Am 11. November 1984 um 15:00 Uhr wurde auf dem ehemaligen KZ-Außenlager Kaufering III ein Gedenkstein der Öffentlichkeit übergeben. Der Gedenkstein trägt die Inschrift „GESCHÄNDETE UND GEOPFERTE MAHNEN EUCH – MENSCHEN LASST NICHT AB VOM STREBEN NACH FREIHEIT, FRIEDEN UND RECHT.“
Prominenter Gast bei der Feierstunde war der Wiener Professor für Neurologie und Psychiatrie, Viktor Emil Frankl. Der Wissenschaftler, Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie, war von 1944 bis 1945 Häftling in im KZ-Lagerkomplex Kaufering. Seine Erlebnisse im Konzentrationslager hat er in dem Buch „Trotzdem ja zum Leben sagen“ beschrieben.
Viktor Frankl wurde am 26. März 1905 in Wien geboren und verstarb am 2. September 1997.
1937 eröffnet er eine Facharztpraxis für Neurologie und Psychiatrie in Wien.
1940 erhält Frankl die Leitung der Neurologischen Station am Rothschild-Spital, in dem nur jĂĽdische Patienten betreut werden. Dort sabotiert er unter Lebensgefahr die von den Nazis angeordnete Euthanasie von „Geisteskranken“ mittels falscher Diagnosen in seinen ärztlichen Gutachten.
1941 heiratet er seine erste Frau, Tilly Grosser.
Im September 1942 werden Viktor Frankl und seine Frau verhaftet und gemeinsam mit seinen Eltern in das Ghetto Theresienstadt gebracht. Seine Schwester Stella ist zuvor nach Australien entkommen und sein Bruder Walter befindet sich auf der Flucht in Italien. In Theresienstadt stirbt der Vater nach einem halben Jahr an Erschöpfung.
Viktor Frankl, seine Frau Tilly und knapp danach seine 65-jährige Mutter werden in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Die Mutter wird sofort in der Gaskammer ermordet, seine Frau nach Bergen-Belsen gebracht, wo sie mit 24 Jahren stirbt. Viktor Frankl wird über Wien nach Kaufering und Türkheim (KZ-Außenlagerkomplex Kaufering) deportiert.
In TĂĽrkheim erkrankt er an Fleckfieber und hält sich nachts wach, indem er versucht, sein Buch „Ă„rztliche Seelsorge“ stenographisch zu rekonstruieren. Am 27. April 1945 wird er von US-Truppen befreit und kehrt im August nach Wien zurĂĽck. Dort erfährt er vom Tod seiner Frau, seiner Mutter und seines Bruders, die in Auschwitz umgebracht wurden.
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