Am 20. Juni 1944 traf der erste Transport mit 1000 jüdischen KZ-Häftlingen aus Auschwitz in Kaufering ein. Sie sollten im Rüstungsprojekt "Ringeltaube" drei gigantische, unterirdische Bunker zur Flugzeugproduktion, unter anderem des strahlgetriebenen Messerschmitt-Flugzeugs "Me 262" bauen. Dazu wurden im Raum Landsberg 11 Konzentrationslager errichtet, die alle den Namen "Kaufering" erhielten. So entstand ab Juni 1944 im Raum Landsberg/Kaufering der größte Außenlager-Komplex des KZ Dachau. Bis Kriegsende waren dort bis zu 23.500 Menschen inhaftiert.
Wegen der menschenunwürdigen Unterbringung, aufgrund von Hunger, Kälte und Typhus, der Ausbeutung der Arbeitskraft bis zur Vernichtung, bezeichneten die Häftlinge diese Lager als "kalte Krematorien". Bis Ende Oktober 1944 wurde, wer nicht mehr arbeiten konnte, zurück nach Auschwitz in die Gaskammern geschickt. Ab November 1944 starben die Häftlinge im KZ-Kommando Kaufering/Landsberg und wurden in der Umgebung in Massengräbern vergraben.
Mehr als 6400 Häftlinge überlebten die letzte Phase der Judenvernichtung nicht. 3500 Gefangene wurden in andere Lager wie Auschwitz deportiert und dort meist sofort ermordet.
Die amerikanische Armee befreite die Kauferinger Konzentrationslager am 27. April 1945.
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Konzentrationslager Kaufering IV - Hurlach
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Die Hölle von Kaufering
"Wenn man von den Lebensbedingungen ausgeht, waren die elf Lager in der Umgebung von Kaufering und Landsberg in Bezug auf die Unmenschlichkeiten, des Hungers und der Krankheiten die Schlimmsten", heißt es unter anderem im Untersuchungsbericht der Kriegsverbrecheruntersuchungskommission 6823 der 7. US Armee. Die jüdischen KZ-Häftlinge, die nach Landsberg und Kaufering verschleppt wurden, kamen aus fast allen europäischen Nationen. Sie sprachen unterschiedliche Sprachen und konnten sich gegenseitig nicht einmal verstehen. Ihre "Schuld" bestand einzig und alleine darin, als Juden geboren zu sein.
Die Häftlinge befanden sich in einer für sie ausweglosen Situation und standen unter starkem seelischen Druck. Als sie deportiert wurden, nahm man ihnen ihre Familien, ihr Hab und Gut und die Menschenwürde. Zu jeder Zeit war es möglich, geschlagen, mißhandelt oder getötet zu werden und jeder von ihnen hatte einen langen Leidensweg hinter sich. Sie waren seelisch und körperlich erschöpft und viele verfielen in Apathie. Die wenige Kraft, die diesen erschöpften und gedemütigten Menschen geblieben war, wurde solange erbarmungslos ausgebeutet bis ihre letzten Kraftreserven aufgebraucht waren. "Vernichtung durch Arbeit" hieß das Programm einer selbstherrlichen "arischen Rasse", das die Juden dazu verdammte, wie Ungeziefer vernichtet zu werden.
Und doch gibt es Menschen, die das Inferno von Kaufering und Landsberg überlebt haben. Es gibt Überlebende und Zeitzeugen, die versucht haben, mit ihren eigenen Worten das wiederzugeben, was sie selbst erlebt, gesehen und erlitten haben:
Berichte von Zeitzeugen aus der Hölle von Kaufering
Von Manfred Deiler
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